Wovor Mehringens Ortschef warnt.

Mitteldeutsche Zeitung von Detlef Anders

Mehringen/MZ – „Atom wollen wir nicht, Gas wollen wir nicht und Kohle wollen wir nicht.“ Albrecht Schneidewind, Mehringens Ortsbürgermeister, sprach sich im Ortschaftsrat dafür aus, den Antrag eines sächsischen Windkraftunternehmens zu unterstützen, über den am Mittwochabend auch der Stadtrat beriet. Die Firma Sabowind möchte an der Arnstedter Warte vier Windkraftanlagen mit 70 Metern Nabenhöhe abbauen und diese durch fünf neue mit einer Nabenhöhe von 164 Metern ersetzen. Die Ortschaftsräte unterstützten das.

Wind- statt Solarenergie

Weil Strom benötigt wird und die Erzeugung mit erneuerbaren Energien nachhaltig ist, sieht Schneidewind in der Windenergie die Zukunft. Nur sie ermögliche Landwirtschaft darunter, betonte er. Windkraftanlagen sollten ausgebaut werden. Negativ sieht der Ortschef und Landwirt Photovoltaikanlagen auf Äckern neben Autobahnen oder Bahnlinien. Selbst ein Aufständern von Photovoltaikanlagen bringe nichts. Da könne man „maximal noch Hühner drunter halten“, sagte er.

Sehr wichtig ist Schneidewind, dass nicht zu viel Nutzfläche der Landwirtschaft entzogen wird. Er könne sich noch gut daran erinnern, dass er als Kind mit Lebensmittelmarken einkaufen war, sagte er. „Wir sollten mit dem landwirtschaftlichen Gut Boden wirklich achtsam umgehen“, appellierte Albrecht Schneidewind.

Stadtplaner Jens-Peter Finke denkt auch, dass hiesige Böden mit der höchsten Qualität nicht dem Bau von Photovoltaikanlagen geopfert werden sollten. Schneidewind machte daraufhin ein grundlegendes Problem der Politik aus: dass man mit Photovoltaik auf Äckern mehr Erlöse erzielt, als mit landwirtschaftlicher Produktion. „Hier ist etwas mächtig gewaltig krank“, findet er. Es könne doch nicht sein, das Landwirte sagen, mit Photovoltaik hätten sie weniger Arbeit bei den gleichen Erlösen. „Da läuft etwas schief im Staate Dänemark“, wandelte er ein Hamlet-Zitat ab.

Energie selbst nutzen

Den Stadtwerken Aschersleben würde das in Aussicht gestellte eigene Windrad, dessen Energie in das Blockheizkraftwerk Mehringer Straße eingespeist werden soll, in Sachen grüne Energie gut zu Gesicht stehen, sagte Stadtplaner Finke. Mit den 6,3 Megawatt könne die grüne Bilanz verbessert werden. Die anderen vier Windräder würden ihre Energie in das allgemeine Netz einspeisen. Schneidewind wünscht sich, dass die Bürger etwas von den sie umgebenden Windrädern haben sollten. Daraufhin versicherte Finke, dass mit den Betreibern eine Zahlung von 0,2 Cent je Kilowattstunde Windstrom an die Stadt vereinbart werden soll.

Schneidewind sprach sich auch dafür aus, bei einem Überangebot an Windstrom die Anlagen nicht abzustellen, sondern die Energie zur Gewinnung von grünem Wasserstoff und dessen Speicherung zu nutzen. Außerdem wünscht er sich eine Reduzierung des Strompreises. Es könne nicht sein, dass Sachsen-Anhalt die höchste Netzausbaugebühr bezahlt, so der Ortschef.