Marco Müller war sieben Jahre Jugendwart der Ortsfeuerwehr in Mehringen. Warum seine Verabschiedung emotional war und was er denkt.

Mitteldeutsche Zeitung von Detlef Anders

Mehringen/MZ. „Marco ist ein liebenswerter und zuvorkommender Mensch.“ „Der beste Jugendwart, weil man immer Spaß hat, wenn man dabei ist, und weil er uns so viel möglich macht.“ „Er ist witzig, liebevoll und großzügig.“ „Zeltlager, Veranstaltungen wurden zu unvergesslichen Momenten. Danke, dass es dich gibt.“ „Du schenkst uns Momente der Fröhlichkeit.“ Die Zitate aus einem Fotobuch, das Marco Müller vor drei Jahren von seiner Jugendfeuerwehrtruppe in Mehringen als Erinnerung geschenkt bekam, sagen viel über den zweifachen Vater. Als er vor ein paar Wochen bei der Jahreshauptversammlung nach vorn gerufen wurde, war es sehr emotional. Nach sieben Jahren als Jugendwart – zuvor war er bei seinem Vorgänger Martin Bork, dem jetzigen Ortswehrleiter, bereits einige Zeit als Betreuer dabei – wurde Müller von seiner Jugendfeuerwehrgruppe so verabschiedet, dass ihm die Tränen kamen.

„Er war so ein toller Jugendwart und wir haben so viel Spaß miteinander gehabt und viel gelacht“, stellt Oskar Runge, der seit zwei Jahren dabei ist, auch gegenüber der MZ nochmal heraus. Über die Jahre hat Marco Müller ein Vertrauensverhältnis zu den Mehringer Jugendwehrmitgliedern aufbauen können. „Man lässt sie mitentscheiden, das ist wichtig“, sieht er einen Grund dafür.

Wie er dazu gekommen ist? „Man rutscht da so rein“, meint er schmunzelnd. Martin Bork hatte ihn irgendwann gefragt, ob er ihn unterstützen würde und Müller sagte zu. Er lernte die Kinder kennen und schätzen. „Wenn man sich jede Woche mit denen trifft, ins Zeltlager fährt, dann baut man auch ein Vertrauen auf“, berichtet er davon, dass manche auch mit Problemen zu ihm kamen. Von heute auf morgen gehe das nicht, sondern Stück für Stück. Und die Dankbarkeit, die sie ihm zurückgeben, das ist für ihn der größte Lohn der Mühe.

Seine Tochter sei mal kurz in Mehringen bei der Jugendwehr gewesen, aber als Müller mit der Familie nach Drohndorf zog, wechselte sie in die Drohndorfer Jugendfeuerwehr, auch weil mehr Schulkameraden dort waren. „Jetzt leitet Anne die Kinderfeuerwehr in Drohndorf“, berichtet Müller stolz. Und Anne Bierstedt ist mit dem stellvertretenden Wehrleiter Drohndorfs inzwischen verheiratet. Hauptsache sei, dass sie bei der Feuerwehr bleiben, sagt der Vater. Er weiß, wenn man von zehn Jugendlichen drei oder vier in die aktive Wehr bringen kann, dann sei man schon gut.

Mit 55 war Marco Müller der bis dato älteste Jugendwart der Stadt Aschersleben. Acht seiner Jugendlichen übergab er an die aktive Wehr in Mehringen. Fünf sind heute noch dabei. Viel Freizeit, darunter auch jedes Jahr zehn Urlaubstage, stellte er der Jugendfeuerwehr zur Verfügung. Die Kreiszeltlager des Salzlandkreises, das eigene Zeltlager in Rerik an der Ostsee oder das Lager der Jugendfeuerwehren der Stadt Aschersleben, das 2023 erstmals durchgeführt wurde, nennt er. „1.000 Stunden sind da nichts.“ Schließlich hat er sich jeden Mittwoch zwei Stunden mit der Jugendwehr zu Ausbildung und Feuerwehrsport getroffen, dazu Wochenenden mit Kreissportfest oder Löschangriff nass. Natürlich hätte er die zehn Urlaubstage auch mit seiner Frau wegfahren können. Das Verständnis für seine Jugendwart-Arbeit sei bei seiner Frau gewachsen, seitdem diese selbst als Betreuerin bei der Drohndorfer Kinderfeuerwehr der Tochter dabei ist, erzählt Müller. „Die Stunden kann man nicht rechnen. Entweder man macht es ganz und hängt sich für die Kinder rein oder man sagt, es geht nicht.“

Wenn er auf die sieben Jahre zurückblickt, dann sagt Müller: „Es war jeder Tag schön.“ Zweimal waren die Mehringer sogar Kreismeister im „Löschangriff nass“. Corona verhinderte einen möglichen dritten Titel, dann waren sie zu alt. Die Arbeit mit den Kindern macht ihm einfach Spaß. Dass der Abschied so schwer fällt, hatte er allerdings nicht erwartet. Ein Jahr habe er mit sich gerungen. Einen ersten Abschied wieder verschoben. Doch nun will es Müller, der als Hausmeister an der Uni in Magdeburg arbeitet, ruhiger angehen lassen, Nachfolger Florian Franke machen lassen. Er weiß, dass er bei so einer Verabschiedung alles richtig gemacht hat. Und er wünscht Florian Franke, dass er genauso ein Händchen hat für den Nachwuchs wie er. Schließlich ist für ihn klar: „Jeder, der in der Jugendfeuerwehr ist, der macht auch im Leben seinen Weg.“ Zusammenhalt, Teamwork und die frühe Übernahme von Verantwortung tragen dazu bei, weiß Müller.