TRADITION Das Erntedankfest in Mehringen lockte 1.000 Gäste an. Höhepunkte waren ein einstündiger Umzug mit 100 Bildern und das Schaupflügen.

Mitteldeutsche Zeitung vom 04.10.2023 von Regine Lotzmann

Mehringen/MZ – Eine ganze Stunde lang zog sich der gewaltige Tross durch Mehringen. Traktor an Traktor, bunt geschmückt, darunter viele historische Modelle. Am Anfang die von Manfred Dockhorn gefahrene Erntekrone und Ascherslebens OB Steffen Amme auf einem Ernteanhänger, am Ende Feuerwehrautos, ein lindgrüner Barkas, in dem Pittiplatsch, Frau Elster, Schnatterinchen, Sandmann und Maulwurf saßen. Natürlich nur als Plüschfigur, dafür überlebensgroß. Henning Ziege beschloss mit seinem historischen Lanz Bulldog, Baujahr 1940, den Aufzug. „Ich bin hier immer der letzte Mann“, sagte der Mehringer, der im normalen Leben bei der Sparkasse arbeitet, mit einem Lachen. „In der Praxis“, zeigte Ziege auf den Traktor, den die Familie auf Wunsch des Vaters, einem Landwirt, angeschafft hatte und der nun als Hobby gilt, „kann man nicht mehr so viel damit machen, aber zum Rumfahren ist er gut.“

Kreative Ideen

Wie immer war der gigantische Umzug Höhepunkt des diesjährigen Erntedankfestes in Mehringen, das vom Kultur- und Heimatverein organisiert und von rund 1.000 Gästen besucht worden war. Als die letzten Fahrzeuge auf der Festinsel eintrafen, um sich auf dem Sportplatz aufzureihen, war Lisa Meier mit ihrem Pony Gandih schon durch. Den lustigen Wagen mit einem Strohballen, aus dem Beine in Arbeitshose schauten und dem Schild „Ernteunfall“ hatte sich ihr Papa ausgedacht. „Mein Vater ist Hufschmied und lässt sich jedes Jahr was Neues einfallen, das ich dann präsentieren darf“, erklärte die junge Mehringerin und tätschelte ihrem Pony den Kopf.

Ungewöhnlich war auch der Aufzug des Mehringer Spielmannszuges. „Wir haben gedacht, wir ziehen zum Erntedank einfach mal Trachten an“, nickte der stellvertretende Vereinsleiter Olaf Müller zu einem bunten Haufen hinüber. Die Frauen trugen hübsche Dirndl, die Männer Karohemd und Lederhose. Und die kleinen Wagen und Instrumente waren mit Blumensträußen geschmückt. „Gespielt haben wir Volkstümliches, was zum Anlass passt“, nannte Müller als Beispiel „Hoch auf dem gelben Wagen“. Und ergänzte: „Wir sind hier immer mit unseren Hettstedter Kollegen unterwegs, das harmoniert so schön.“

„Es ist das allererste Mal, dass wir nach Corona wieder zu einem Tanz eingeladen haben“, deutete Annika Fügner-Meier vom Verein auf die geschmückte Halle mit Bühnenbild. „Das haben wir in den letzten drei Jahren nicht mehr gemacht.“ Und auch sonst war am Wochenende dank vieler Vereine und der Feuerwehr allerhand los. Für 55 Ringe konnten schusssichere Gäste beim Bratwurstschießen eine Wurst abstauben.

Fotos und Kettensäge

Kettensägenschnitzer Michael Fröhlich aus Zerbst erschuf vor Ort wahre Kunstwerke. Und Haus- und Hoffotograf Peter Eichardt hatte im Rondell eine Kulisse aus Strohballen und Vogelscheuchen aufgebaut. Für einen Schnappschuss der Besucher als Andenken.

Fügner-Meier freute sich auch über die zahlreichen Verkaufsstände, die die vollbesetzten Biertischgarnituren förmlich einrahmten. Töpfer, Blumen, selbstgemachte Marmeladen, Schmuck, Genähtes, eingelegter Käse. „Die Schloß Hoym Stiftung ist dabei, der Jugendverein Elf. Es gibt eine Grillstrecke, Langos, einen Brotbäcker. Und die Feuerwehr hat über 40 Bleche Kuchen gebacken.“

Großen Andrang gab es am Tag davor auch beim Schaupflügen. „Den Acker hat Landwirt Klaus Kilian zur Verfügung gestellt“, sagte Torsten Graßhoff vom Kultur- und Heimatverein, der gerade die mobile Ernteversorgung betrieb: mit kleinem Bier und Bockwurst.

Ein Wettbewerb sei das Pflügen, das vor 28 Jahren mit drei Traktoren begonnen hatte, nicht. Jeder zeige hier seine Technik. „Das ist vom Dorf fürs Dorf. Wir wollen den Leuten die Landwirtschaft näherbringen. Damit sie sehen, Kühe sind nicht lila.“ Die Teilnehmer würden schon seit Wochen auf diesen Termin hinarbeiten, ihre Schätzchen fahrbereit machen. „Um die 30 haben wir heute hier. Von A wie Allgayer bis W wie Wahl“, erklärt Graßhoff und bedankt sich, dass die neue Zufahrtsstraße auf den Punkt fertig geworden ist.