Bildung Im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche gestalten Mehringer Grundschüler ein gemütliches Zuhause für Igel, Hummel, Amsel, Siebenschläfer und Co..

Mitteldeutsche Zeitung vom 13.09.2023 von Katrin Wurm

MEHRINGEN/MZ – Gähnende Leere in den Klassenräumen der Mehringer Grundschule. Sind denn schon wieder Ferien? Nein! Zwar sind die Unterrichtsräume am Dienstag fast verwaist, das liegt aber daran, dass die Grundschüler ihren Unterricht nach draußen verlegt haben. Denn auch die Mehringer nehmen an der Ascherslebener Nachhaltigkeitswoche teil.

Während sich die Schüler und Lehrer am Montag noch radelnd nach Aschersleben aufmachten, um an der Auftaktveranstaltung zur Nachhaltigkeitswoche teilzunehmen, geht es am Dienstag auf dem schuleigenen Gelände ganz praktisch zu.

Frank Larisch vom Bernburger Verein Bildung und Arbeit ist angereist und hat eine Menge Materialien im Gepäck. Denn der Umwelt- und Naturexperte möchte mit den Grundschülern einen sogenannten Lebensturm errichten. Was das ist? Larisch klärt auf: „In einem Lebensturm finden auf wenig Platz diverse Tiere einen Wohnraum. Mit ihm fördert man die biologische Vielfalt und leistet gleichzeitig einen Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht.“

Die Lebensturm-Idee begeistert auch Schulleiterin Christina Görsch: „Wir wollten gern etwas Nachhaltiges schaffen, etwas, was bei uns in der Schule bleibt und worum wir uns kümmern können.“

Stockwerk für Stockwerk


Merkmal eines Lebensturms sind die unterschiedlichen Stockwerke. Frank Larisch erklärt, was es mit ihnen auf sich hat. „Ganz unten leben die Hummeln und der Igel. Für den Igel gibt es zum Beispiel einen kleinen Unterschlupf. Und zwischen den Bruchsteinen finden Eidechsen oder Blindschleichen ein gemütliches Zuhause.“

In der folgenden Etage haben besonders die Käfer ihren Lebensraum. „Darüber fühlen sich die Florfliege oder der Marienkäfer wohl.“

Ganz oben finden die sogenannten Halbhöhlenbrüter ein gemütliches Plätzchen, zu ihnen zählen die Bachstelze oder das Rotschwänzchen. „Auch Meisen, Amseln oder der Zaunkönig könnten den Lebensturm nutzen“, erzählt Frank Larisch und nennt dabei nur einen Bruchteil der Tiere, für die der Bau gedacht ist.

Der neunjährige Nolen Schmidt ist ganz begeistert von dem Projekt. Handwerklich tätig zu sein, gefällt dem Grundschüler. „Ich helfe beim Schrauben der Bretter für den Turm“, sagt er und zeigt auf die Böden der verschiedenen Etagen, die er unter Anleitung des Lebensturm-Experten Larisch angebracht hat. „Das Praktische liegt den Kindern“, stellt auch Christina Görsch fest. An zehn Stationen arbeiten die Kinder an den unterschiedlichen Bestandteilen des Turms. Sie bauen Nistkästen, bearbeiten Gehölz oder Bambusstangen und binden Reisig zusammen.

Praktisch geht es an der Mehringer Grundschule sowieso schon immer zu. Alle Grundschüler packen im Rahmen des Sachunterrichts auch gern im Schulgarten mit an. Im Zuge der Nachhaltigkeitswoche legen Schüler und Lehrer dort eine neue Blühwiese an. „Umwelt- und Naturbildung ist bei uns ein wichtiges Thema“, begründet die Schulleiterin.

Nach einigen Stunden steht dann der fertige Lebensturm. Auf einer Grundfläche von einem mal einem Meter schießt er drei Meter in die Höhe. „Da ist ausreichend Platz für die Tiere“, findet Frank Larisch. Zum ersten Mal überhaupt baut er mit Schülern im Rahmen eines Schulprojekts so einen Lebensturm. „Ich bin ganz begeistert vom Wissensdurst und Engagement der Kinder.“

Nachhaltig geht es in dieser Woche in Mehringen weiter. Am heutigen Mittwoch sammeln die Kinder im Ort Müll und lernen etwas über Entstehung von Müll und Mülltrennung. Am Donnerstag geht es um gesunde Lebensmittel aus der Region sowie erneuerbare Energien. Am Freitag fahren die Grundschüler wieder nach Aschersleben. Denn dann steht dort die große Abschlussveranstaltung samt Abschluss-Party an.