Eine knappe Kiste
Mitteldeutsche Zeitung, Dienstag, 8. Juli 2025
Beim Bus-Trecking zum „Heimatlichen Schützenfest“ in Mehringen sind die vier besten Teams nur durch Sekundenbruchteile getrennt. Welcher Preis wartete und wer die neuen Könige sind.




Von Detlef Anders
Mehringen/MZ. Wenn in Mehringen zum „Heimatlichen Schützenfest“ eingeladen wird, dann wartet auf der Insel, dem Festgelände des Dorfes, auch ein sportliches Highlight. Starke Männer, die zu einem Seil greifen, um ein Feuerwehrfahrzeug ein paar Dutzend Meter weit zu ziehen. Für die Siegprämie, einen Kasten Bier und einen Wanderpokal, geben sie alles. Und Ulrich Fügner, Moderator und Chef des Kultur- und Heimatvereins Mehringen, weiß auch: „Wenn Frauen im Ziel zu sehen sind, geben die Männer alles“.
Das Bus-Trecking, wie es seit dem ersten Wettkampf mit einem Bus, mit dem die befreundeten Schützen aus Emsbüren angereist waren, genannt wird, startet am Sonnabend etwas verspätet. Zum geplanten Startzeitpunkt haben sich erst drei Mannschaften in die Liste eingetragen. Ulrich Fügner motiviert als Moderator am Mikrofon Besucher, weitere Teams zu bilden. „Die jungen Pioniere“ machen schon seit 13 Jahren mit. Ein junger Mann meldet schnell noch mal ein paar Kumpels unter dem Teamnamen „Die geilen Schnorrer“ an. Seinen Namen will er aber nicht verraten. Dafür melden sich zwei Teams aus der Mehringer Partnerstadt Emsbüren. Sie stehen in Schützentracht mit gebügelten Hosen und weißen Hemden sowie einem mit Feder geschmückten Hütchen am Start.
Der rund 40 Jahre alte LO aus den Zittauer Robur-Werken wiegt nur 5,5 Tonnen, sagt Ortswehrleiter Martin Bork. Damit ist er viel leichter als der bei der Premiere verwendete Bus, weiß jemand um den Vorteil auf dem Schotterweg. „Wir haben es schon einmal nicht geschafft, da musste von hinten angeschoben werden“, heißt es. „Die alten Herren 300“ sind zusammen inzwischen älter und „können nicht mehr – alte Herren eben“, entschuldigt Bert Haußmann, ein früheres Teammitglied, das Fehlen.
Die Gemeinschaft stärken
In Mehringen geht es beim Schützenfest nicht nur um das Ausschießen eines Bürgerkönigs. Hier werden Kegel- und Adlerkönige oder eben die Sieger im 11. Bus-Trecking gesucht. Es werde versucht, mit allen Vereinen etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen und zusammen zu feiern, sagt Ulrich Fügner. Daher gebe es im Dorf das „Heimatliche Schützenfest“. Sein Verein habe zwar nur zehn bis zwölf Mitglieder, doch zahlreiche Unterstützer. „Wir versuchen das in Gemeinsamkeit zu machen, um die Dorfgemeinschaft zu stärken“, betont Fügner. Aus den Treffen werden Gespräche und daraus wird Zukunft, findet der Chef des Kultur- und Heimatvereins.
Ehefrau wird Zweite
Der Schützenverein Mehringen hat 33 aktive Mitglieder, berichtet Vereinschef Dirk Winkler. Er trägt bereits die Königskette um den Hals, da er beim Königsschießen das beste Trefferbild ablieferte. „Ich bin schon das achte Mal Schützenkönig, da wissen Sie, wie die anderen schießen“, scherzt Winkler. Er hätte es nicht durchgehen lassen können, dass seine Frau Annett, die lange in Führung lag, gewinnt, setzt er noch einen drauf. „Natürlich habe ich das nicht gewusst“, rudert er zurück, um den Haussegen zu retten. Seine Frau bekomme am nächsten Morgen einen Strauß Blumen, weil sie ja die ganze Arbeit habe.
Die Besucher kommen vor allem aus Heimatverbundenheit, wie Wieland Kämpfer sagt, der seit 42 Jahren Feuerwehrmitglied ist. „Höhepunkt für uns ist immer der Umzug am Sonntagvormittag“, betonen Monika und Eberhard Hippe. „Wir sind alte Mehringer und darum immer dabei“, berichtet sie. Für die Kinder werde zu wenig gemacht, krittelt ihr Mann, der Bastelstraßen vermisst.
Vielleicht wird es im nächsten Jahr mal was anderes als Bus-Trecking geben, überlegt Annika Fügner-Meier, die für den Kultur- und Heimatverein an den Vorbereitungen beteiligt ist. „Am Sonntag sind alle Mehringer auf der Straße und holen die Könige ab“, sagt sie zur Frage, worauf sie sich als Ortsbürgermeisterin besonders freut.
Besuch aus Emsbüren
Beim Bus-Trecking haben am Ende die Schützen aus Mehringen die Nase vorn. Aber nur um Bruchteile einer Sekunde, denn der Vierte hat den Sieg auch nur um sechs Zehntelsekunden verfehlt. Die Gastgeber haben neun Hundertstelsekunden Vorsprung vor der „Emsbüren Edelclass“. Die Vorjahressieger der „Jungen Pioniere“, die schon mehrfach gewonnen haben, folgen auf Platz drei vor den gastgebenden Fireboys der Feuerwehr Mehringen. „Die geilen Schnorrer“ landen auf Platz fünf vor den „Mehringer Gewinnern“ – das ist das zweite Team aus Emsbüren – und den Zweitaktfreunden.
„Wir kommen jedes zweite Jahr hierher“, sagt einer der 18 Mitglieder des Schützenvereins Emsbüren. Die Stadt habe einen Ortsteil Mehringen, der eben ganz genauso heißt, wie das Dorf an der Wipper. Das habe vor 27 Jahren jemand herausgefunden und seitdem besuchen sich die Schützen im Wechsel. Sie seien gerne im anderen Mehringen, betont er.
Fünf Könige werden ausgezeichnet. Neben Dirk Winkler als Schützenkönig sind dies Normen Herdt als Adlerkönig, Jannik Dorge als Kinderadlerkönig, Thomas Hahn als Kegelkönig und Lotti Becker als Kinderkegelkönigin.