Verein  Oldtimer und Zweitakter sind die Stars auf der Mehringer „Insel“. Von Kerstin Beier Mehringen/MZ

Roger Widen aus Biere steht nicht auf zwei und nicht auf vier, sondern auf drei Rädern. Zünftig mit Lederhaube und Brille ausgestattet, knattert er mit einem motorisierten Rollstuhl auf die Insel in Mehringen. Dorthin hatten die „Zweitaktfreunde Blaue Fahne“ zu ihrem dritten Oldtimer- und Zweitakter-Treffen gebeten. Viele folgen der Einladung zu einem zwanglosen, familienfreundlichen Zusammenkommen und bringen ihre alten, kuriosen, aufpolierten, gehegten und teilweise seltenen Motorschätze mit. Und so gibt es sowohl für Motorfans als auch für solche, die sich einfach anstecken lassen wollen von der Begeisterung ihrer Mitmenschen viel zu schauen und zu staunen.

Der motorisierte Rollstuhl von Roger Widen etwa, ein Krause Piccolo Trumph 7, wurde 1976 in der DDR gebaut. 2.500 Stück gab es davon, weiß er zu berichten, 75 Prozent dieser Fahrzeuge wurden exportiert. Von Biere nach Mehringen brauchte er knappe zwei Stunden mit dem kuriosen Gefährt, „aber für mich ist der Weg das Ziel.“

Langsam voran geht es auch für Matthias Berger, der aus dem benachbarten Freckleben herübergekommen ist. Er hat einen Einachsenschlepper Hansa Schmiedag, Baujahr 1957 mitgebracht. „Auf eigener Achse“, wie er betont. Nur noch fünf Stück gebe es von dem landwirtschaftlichen Fahrzeug, berichtet er und hat nichts dagegen, dass der achtjährige Ben Apel aus Mehringen den Sitz erklimmt und sich einen Moment lang fühlen kann wie ein Schlepperpilot. Eine echte Augenweide ist der tiefschwarz glänzende offene Ford von Thomas Seifarth aus Wettin im Saalekreis. Neugierige bleiben stehen, und der ehemalige Post-Mitarbeiter beantwortet geduldig viele Fragen. Mit der Anschaffung des Autos, Baujahr 1923, habe er sich einen Traum erfüllt. Bezogen hat er es 2013 direkt aus den USA. Er legt Wert auf Originalität, deshalb kommen ihm möglichst keine modernen Bauteile ins Auto. Wenn er unterwegs ist, dann mit Tempo 50. „Wenn er einmal rollt, dann rollt er“, sagt er. Und wenn er mal liegen bleibt? „Ich habe Werkzeug dabei“, sagt Thomas Seifarth lächelnd.

Zum zweiten Mal in Mehringen dabei ist Andreas Knoche aus Aschersleben mit seinem schicken, knallroten 312er Wartburg Cabrio. Gleich daneben ein noch seltenerer 313er von Holger Bilz aus Hoym. „Das ist eine prima Veranstaltung hier, man sieht richtige Raritäten“, sagt Knoche und zeigt auf ein Amphibienfahrzeug aus NVA-Beständen. Der LuAZ 967M diente den Armeen des Warschauer Pakts zum Transport von Munition und leichten Waffen, konnte aber auch Verletzte transportieren.

Essen und Trinken, Quadfahren für Kinder, Flohmarktstände, die Prämierung der schönsten Fahrzeuge, ein Rahmenprogramm und ein Feuerwerk runden das Treffen ab. „Wir legen großen Wert auf Familienfreundlichkeit“, sagt Vereinsmitglied Sindy Buchmann, während sie mit einer Stimmzettelbox über den Platz geht. Und mit zwei Euro ist auch der Eintrittspreis ein überaus familienfreundlicher.