In Mehringen gibt es im näheren Umland die einzige Wetterstation. Der 81-jährige Rolf Streller meldet im Winter täglich, ob und wie viel Schnee in der Region rund um Aschersleben liegt.

Mitteldeutsche Zeitung von Regine Lotzmann

Mehringen/MZ. „Das muss in der Kälte liegen“, zeigt Rolf Streller auf das silbergraue Rohr auf seiner Gartenbank. Denn der gezahnte Probenzylinder, der sogar ins Eis hineingebohrt werden kann, ist ein Schneemesser und gehört zur Mehringer Wetterstation, der einzigen im näheren Umland, die damit die Teddy-Adventsgeschichte für den 1. Dezember ist.

„Der Schnee wird grundsätzlich mit der Hand gemessen“, sagt der 81-Jährige, der die neue Station schon seit ihrer Einrichtung im Jahr 2007 betreut. Bereits davor – von 1903 bis 2002 – hatte es in Mehringen eine konventionelle Niederschlagsstation gegeben. „Das bedeutet tägliche Messungen der Niederschlagsmenge sowie im Winter die Messung des Gesamt- und des Neuschnees, darüber hinaus wurde auch das Wettergeschehen notiert“, berichtet Petra Grubitzsch vom Deutschen Wetterdienst. Und erzählt: „Das alles wurde dann monatlich per Post zum Wetteramt nach Leipzig geschickt.“

Inzwischen werden die Daten – wie von den neun hauptamtlichen und einem Teil der 90 nebenamtlichen Stationen, die es in ganz Sachsen-Anhalt gibt – automatisch übermittelt. Nur die Sache mit dem Schnee, die muss Rolf Streller noch selbst erledigen. Dafür stehen ihm ein Messstab, der Probenzylinder und eine Waage zur Verfügung, weil auch zählt, wie nass und damit wie schwer der Schnee denn nun ist.

Vom 1. Oktober bis zum 30. April muss der Ruheständler dafür früh aus den Federn. „Zwischen 6.05 und 6.50 Uhr gebe ich die Daten ein, ob überhaupt Schnee liegt und wenn ja, wie viel und mit welcher Wasserqualität“, erzählt der Mehringer. Am Dienstag, als in diesem Winter rund um Aschersleben und im Seeland der erste Schnee gefallen ist, waren es am Morgen immerhin sechs Zentimeter, am frühen Nachmittag schon um die zwölf.

„Mit Temperatur und Regen habe ich jetzt aber nichts mehr zu tun“, sagt Streller. Nur, dass er sich um die kleine Wetterstation kümmert, die hinter seinem Haus und auf dem Grundstück seines Schwiegersohnes Torsten Graßhoff steht. Dort gibt es einen Regenauffangbehälter und zwei Thermometer – eins in zwei Metern Höhe und eins in fünf Zentimetern. „Auf einer Fläche von ein mal ein Metern muss ich dafür sorgen, dass dort kein Unkraut wächst und kein Schnee liegt. Und wenn was kaputt ist, melde ich das“, meint Streller. Seine ehrenamtliche Arbeit macht ihm Spaß, auch wenn sie nun so gar nichts mit seinem früheren Beruf als Lokführer zu tun habe. „Ich mach das gern und es ist schön, wenn man noch ein bisschen etwas zu tun hat“, gesteht er. Auch die Bauern würden ab und an nach den Regenmengen fragen. Oder die Presse, die sich für die kälteste bei ihm gemessene Temperatur von minus 16 Grad Celsius interessiert hatte.

Auch für den Schnee. „In den letzten Jahren hat ganz wenig gelegen, nur mal zwei, drei Tage, dann war er wieder weg“, erinnert sich Rolf Streller. 2010 gab es in Mehringen mit elf Zentimetern Schnee sogar eine weiße Weihnacht, im Jahr zuvor noch Restschnee. Und wie sieht es in diesem Jahr damit aus? „Es werden keine langfristigen Prognosen herausgegeben“, winkt Petra Grubitzsch leider ab. Die Experten vom Wetterdienst erwarten jedenfalls einen „normalen bis wärmeren Winter“. Dabei werde der Winterstart eher mild vorhergesagt, zum Ende steige dann die Möglichkeit für Kaltlufteinbrüche.

Nach einer rein statistischen Prognose – durchgeführt von der Lernplattform Preply – könnte zumindest das benachbarte Quedlinburg auf eine weiße Weihnacht hoffen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei 75 Prozent.