„Meilensteine gesetzt“
Ortschronist Peter Puschendorf aus Sandersleben wird zum ersten Ehrenbürger der Stadt Arnstein ernannt. Auch eine Chronik über Mehringen fertigte er an.
Sanderslebens Ortschronist Peter Puschendorf (Mitte) ist als Erster zum Ehrenbürger der Stadt Arnstein ernannt worden. Zum Weihnachtsmarkt in Sandersleben (Anhalt) wurde er mit der Auszeichnung und einem Ehrensalutschuss gewürdigt.
Mitteldeutsche Zeitung vom 21.12.2024 von Tina Edler
Sandersleben/Mehringen/MZ. Peter Puschendorf hat eigentlich immer etwas zu erzählen. Als Ortschronist von Sandersleben (Anhalt) kennt er Geschichten und Anekdoten aus mehreren Jahrhunderten. Ihn also sprachlos zu erleben, ist selten. Und doch haben es die Sanderslebener und Arnsteiner geschafft. Denn Peter Puschendorf ist als Erster zum Ehrenbürger der Stadt Arnstein ernannt worden. Am Rande des diesjährigen Weihnachtsmarkts in Sandersleben wurde der 81-Jährige im weihnachtlich geschmückten Hof des Stadtmuseums überrascht.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist eine gelungene Überraschung und eine großartige Anerkennung“, sagte Puschendorf. Mehr Worte fanden hingegen die zahlreichen Gratulanten. „Herr Puschendorf, sie haben sich maßgeblich um die Kommune verdient gemacht“, sagte Janet Klaus, Bürgermeisterin Stadt Arnstein, und überreicht ihm als Würdigung für seine besonderen Dienste eine Urkunde. Puschendorf hat über die Jahrzehnte hinweg allein 20 Bücher zur Historie der Ortschaft Sandersleben und seiner Bürger verfasst. Zudem war er federführend an der Gründung des Stadtmuseums vor 25 Jahren beteiligt, das noch heute auf zwei Etagen mehrere Ausstellungsräume zur Stadtgeschichte, Gerichtsbarkeit, dem bürgerlichen Leben und Schulwesen zeigt und das Stadtarchiv Sanderslebens beinhaltet.
„Ein historischer Ort, den wir gemeinsam so gestaltet haben“, erinnerte Rainer Bittmann, ehemaliger Bürgermeister Sanderslebens, an die Anfänge in den 1990er Jahren. „Sie haben Meilensteine gesetzt, die weiter bestehen und auch länger sichtbar bleiben“, so Bittmann. Viele Bürger machten im Rahmen der Ehrung deutlich, dass sie ohne die Arbeiten von Peter Puschendorf kaum etwas über ihren Ort wüssten. Vor allem die Häuserchronik, die er über Sandersleben zusammengetragen hat, sei bei vielen beliebt.
Noch mehr Sandersleber aber verbinden mit Puschendorf ihre Kindheit und Jugend. Denn zu DDR-Zeiten war er in der Oberschule (die heutige Grundschule) als Chemielehrer tätig. Außerdem arbeitete der gebürtige Zeitzer im Kinderheim in Sandersleben und leitete dies sogar. Sein Historiker-Dasein aber lebt er auch heute noch gern aus. Erst kürzlich veröffentlichte er eine Chronik über den Nachbarort Mehringen und auch für Sandersleben plant er ein neues Werk, wie er verriet.
Dem Beschluss zur Ehrenwürde hatte der Arnsteiner Stadtrat übrigens schon am 5. Dezember zugestimmt und damit den Weg für eine neue Würdigungsform in der Kommune geebnet. Allerdings machte man dies im nicht-öffentlichen Teil der Stadtratssitzung, „um die Überraschung aufrechtzuhalten und damit sie es nicht aus einem trockenen Beschluss erfahren“, sagte Sanderslebens Ortsbürgermeisterin Nina Stähle zu Peter Puschendorf. Ihr und den anderen Gratulanten sei es ein Anliegen gewesen, einen würdigen Rahmen zu finden. „Ohne sie wäre das alles hier nicht erhalten geblieben und aufgearbeitet worden. Wir werden das Stadtmuseum weiter pflegen und erhalten“, sagte Stähle. Sehr zur Freude von Puschendorf, der am Ende dann doch noch ein paar Worte fand. „Das Stadtmuseum ist eine Art Lebenswerk von mir. Dass das mit so einer Ehrung anerkannt wird, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet.“