Neue Alte Bahnhofstraße
Nach elf Monaten Bauzeit ist der erste Abschnitt freigegeben. Warum das vor allem die Mehringer Schulkinder und ihre Familien freut.
von Kerstin Beier
Mehringen/MZ – Ortsbürgermeister Albrecht Schneidewind sieht fragend in die Runde, er benötigt einen Filzstift. Der macht sich einfach besser, um das Datum 6.12.2022 auf den grün-weiß-schwarzen Bandschnipsel zu schreiben. Dazu kommt die Unterschrift von OB Steffen Amme, der gerade mit ihm gemeinsam den ersten Bauabschnitt der Alten Bahnhofstraße in Mehringen offiziell freigegeben hat. „Das geht in die Heimatstube“, sagt Schneidewind, während er die Zahlen sorgsam auf das Stück Stoff bringt.
Es soll später als Erinnerung dienen an einen nasskalten, aber denkwürdigen Tag. Denn lange haben die Mehringer darauf gewartet, dass die Straße vor der Grundschule grundhaft ausgebaut werden konnte. Wobei „Straße“ eine maßlose Übertreibung wäre, denn eigentlich war die mit Schlaglöchern übersäte Trasse nicht viel mehr als ein besserer Feldweg. Der Ausbau der Alten Bahnhofstraße ist Teil des Gebietsänderungsvertrages, der im Zuge der Eingemeindungsverhandlungen geschlossen wurde. Zudem stand die Baumaßnahme weit oben auf der im Stadtrat abgestimmten Prioritätenliste – gehörte also zu den Vorhaben mit besonderer Dringlichkeit. Denn bei der Bahnhofstraße, die jetzt von der Einmündung Angerstraße/Grüne Straße bis zur Zufahrt Kuks auf einer Länge von rund 630 Metern ausgebaut wurde, ging es nicht nur darum, den schlechten Zustand zu verbessern. Gleichzeitig sollen auch die Schul- und Kindergartenkinder künftig sicherer unterwegs sein. Deshalb ist unter anderem ein Fußweg neu gebaut worden, der zuvor nicht vorhanden war. „Aschersleben hat sich immer zu Mehringen als Schulstandort bekannt. Umso mehr freut es mich, dass die Straße zu mehr Sicherheit beiträgt“, so OB Steffen Amme, der sich bei allen Beteiligten bedankt – unter anderen bei der Strabag AG aus Magdeburg als bauausführender Firma.
Die Bauzeit betrug elf Monate, das vollständig mit Eigenmitteln finanzierte Projekt ist eine Gemeinschaftsmaßnahme von Stadt und Eigenbetrieb Abwasserentsorgung. Die Kosten betragen rund 1,15 Millionen Euro, wobei rund 300.000 Euro auf den Kanalbau entfallen. Die Schmutz- und Regenwasserkanäle wurden neu gebaut. Das Grundschulgebäude, in dem auch die Kindertagesstätte untergebracht ist, wurde an die öffentliche Schmutzwasserentsorgung angeschlossen. Die Fahrbahn hat nun eine Breite von 5,50 Metern. Um den Verkehr zu beruhigen, sind an zwei Stellen sogenannte Plateaupflasterungen eingebaut worden. Zudem gibt es an der Strecke nun drei neue Bushaltestellen und neun gepflasterte Kurzparkplätze. Die Straßenbeleuchtung wurde komplettiert und mit LED-Leuchten versehen. „Es ist immer schön, wenn man sieht, es geht was vorwärts im Ort“, lobt Albrecht Schneidewind. Er träume schon voraus, sagt er, und freue sich, wenn demnächst vom Kuks bis zur Drohndorfer Landstraße weitergebaut werde. Die Träume sind durchaus real, denn der Stadtrat hat dem Haushalt 2023 zugestimmt. „Die Planungen für den zweiten Bauabschnitt laufen“, versichert OB Steffen Amme.
Unter den Gästen der offiziellen Freigabe ist Anwohner Norbert Schwab. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, sagt er anerkennend. Und er muss es wissen, denn er ist vom Fach. Silvia Wollmann hat als Ortschaftsrätin und ehemalige Schulleiterin eine besondere Beziehung zur Alten Bahnhofstraße. Dass die erst jüngst sanierte Schule jetzt noch mit einer ordentlichen Straße ergänzt wird, ist für sie stimmig. Oft nutzt sie – inzwischen im Ruhestand – selbst den neuen Gehweg für ihre Runden im Dorf. „Die Strecke kommt mir seitdem viel kürzer vor“, sagt sie.