Werbung der besonderen Art Ehrenamt Die Mehringer Feuerwehr zeigt dem Nachwuchs in einem aufregenden 24-Stunden-Dienst, was die Arbeit bei den Kameraden ausmacht.

Von Regine Lotzmann Mehringen/MZ – Das Martinshorn ist schon von weitem zu hören. Am Sonnabend hallt sein Klang über die Felder bei Mehringen, wo in den Silos ein Palettenstapel brennt. Aus den beiden Feuerwehrautos, die schon nach wenigen Minuten vor Ort sind, stürmen aber nicht die aktiven Kameraden, sondern Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 17 Jahren.

Professionell bauen sie die Wasserverbindung auf, richten das Strahlrohr auf das brennende Holz und löschen den Brand innerhalb von wenigen Minuten. Der gelungene Einsatz ist aber nur einer von vielen Höhepunkten, die sich die Mehringer Feuerwehrleute im 24-Stunden-Dienst für ihren Nachwuchs ausgedacht haben. Den Job vorstellen „Wir wollen ihnen ein bisschen Spaß bieten, aber auch unseren Job vorstellen, zeigen, was man macht und was nicht“, meint Jugendwartin Vivien Ohlsen. Das Programm der 24-Stunden-Veranstaltung mit Übernachtung im Depot ist deshalb dicht gespickt: Fahrzeugkunde, Brandschutz, Erste Hilfe. Und viele praktische Übungen.

„Wir haben am Freitagabend den Fackelumzug der Kindertagesstätte abgesichert, danach haben wir uns auf die Suche nach einer vermissten Person gemacht“, zählt Ohlsen Beispiele auf. Anhand von kleinen Hinweisen mussten die Kinder den Vermissten suchen. „Ein verlorener Schuh, ein Zettel“, erzählt sie. „Wir sind bis nach Aschersleben gelaufen, zum Schießstand“, sprechen die Feuerwehrleute von über zwei Kilometern Nachtwanderung. Den Vermissten fanden sie samt einem Schatz in einem Graben, so dass die Kinder ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse anwenden, sich aber auch an den Naschereien stärken konnten. Hilfe von den Kameraden Unterstützung gab es von den gestandenen Kameraden. Die hatten am Sonnabend den Palettenstapel aufgebaut und entzündet und, während die Kinder noch löschten, im Depot Kakao gekocht, um gleich danach die Ölspur zu legen – die letzte Herausforderung an diesem Tag. Aber auch die Feuerwehrleute aus Drohndorf waren mit dabei. „Unser Fahrzeug kennen sie, sie sollen deshalb auch die anderen kennenlernen“, begründet Marco Müller, der stellvertretende Jugendwart, das.

Und so demonstriert der Drohndorfer Kevin Bierstedt Schläuche, Atemschutzgeräte, Notfalltasche und Fluchthauben. Im Gegenzug werden die Mehringer mit ihrem Löschfahrzeug im November zum 24-Stunden-Dienst der Nachbarn kommen. Nino Kersten, der stellvertretende Wehrleiter von Mehringen, sieht darin auch ein Stückchen Zukunft. Die Zusammenarbeit mit Drohndorf, Freckleben und Schackstedt soll ausgebaut werden, um die Tagesbereitschaft absichern zu können. „Wo viele Kameraden doch tagsüber woanders arbeiten sind.“ Die Fahrzeuge der anderen zu kennen, sei da wichtig. Aber auch der Zusammenhalt der Kameraden selbst. „Sich schon in diesem Alter kennenzulernen, kann da nur helfen. Wir wollen, dass die Grenzen zwischen den Orten verschwinden“, so Kersten. Das bestätigt auch Wehrleiter Martin Bork. Der hatte den 24-Stunden-Dienst vor einem Jahrzehnt selbst ins Leben gerufen. „Corona hatte uns aber lange einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deshalb hatte ich darauf gedrängt, ihn wieder durchzuführen“, sagt Bork. „Denn wir wollten im Dorf Präsenz zeigen und den Kindern was bieten.“ Erfolg gibt recht Für den Wehrleiter ist das nämlich eine ganz besondere Art der Nachwuchsgewinnung. „Quereinsteiger zu aktivieren, das ist schwierig. Den meisten Feuerwehrnachwuchs gibt es tatsächlich aus den eigenen Reihen.“ Dass der Mehringer Wehrleiter damit richtig liegt, zeigt das vergangene Jahr, wo neun Mitglieder aus der Jugendwehr – darunter sogar sieben Mädchen – in den aktiven Dienst übergewechselt sind. „Derzeit haben wir hier jetzt immerhin 33 Kameraden bei den Aktiven“, rechnet Bork zufrieden vor. Und auch beim aktuellen 24-Stunden-Dienst zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen sind Mädchen. „Was ich gut finde“, gesteht Marco Müller, der von der vorherigen Mädelstruppe schwärmt, die zweimal im Löschangriff nass Kreismeister wurde. Die sind nun bei den Aktiven. Genau wie Vivien Ohlsen selbst, die jetzt die Jugendwartin ist. „Die Arbeit lohnt sich“, meint sie jedenfalls. „Es macht Spaß, mit der Jugend zu arbeiten“, stimmt ihr Kollege zu und hofft, dass beim nächsten 24-Stunden-Dienst noch weitere neugierige Kinder aus dem Ort dabei sein werden.