„Wie eine Familie“
Bildung Die Grundschule Mehringen feiert ein doppeltes Jubiläum. Schüler und Lehrer werfen einen Blick in Vergangenheit und Zukunft. Von Anja Riske Mehringen/MZ
„Willkommen auf unserem Fest“, singen die Kinder der Grundschule Mehringen in der Turnhalle. Das Publikum klatscht mit. Denn nachdem im vergangenen Jahr die Pandemie die Feierlichkeiten verhindert hatte, konnte in dieser Woche das doppelte Jubiläum – 50 beziehungsweise 30 plus 1 – gebührend zelebriert werden: Seit 1971 befindet sich die Schule in Mehringen an ihrem heutigen Standort in der Alten Bahnhofstraße. Seit 1991 ist sie eine reine Grundschule. Eine Broschüre, die die ehemalige Lehrerin Monika Hippe mit der Agentur „PixelPower“ aus Hecklingen erstellt hat, fasst die Geschichte des Lehrens und Lernens in Mehringen zusammen. Und auch die Kinder berichten singend und erzählend von den Höhepunkten und Herausforderungen der vergangenen 50 Jahre.
Jemand, der sich an die Anfänge noch sehr gut erinnert, ist Siegfried Jegielka, ehemaliger Lehrer und stellvertretender Schulleiter. In den Winterferien 1971 hat er beim Umzug von der Walkmühle in das damals neue Schulgebäude mitgeholfen. „Wir haben alles selbst mit Handwagen transportiert“, erinnert er sich. Zu dieser Zeit trug die Einrichtung in Mehringen den Namen „Polytechnische Oberschule Hans Beimler“. In den Folgejahren, unter den Schulleitern Siegfried Korbjuhn und Bodo Heldt, gab es einiges zu tun. Mit Unterstützung der LPG habe man mit „Schippe und Schaufel“ eine Kleinsportanlage geschaffen, so Jegielka. Gemeinsam mit Hausmeister Horst Brumme sei er außerdem nach Zerbst gefahren, um Bäume zu kaufen, die sie später auf dem Schulgelände eingepflanzt haben. „Es war einmalig schön“, beschreibt er seine Zeit an der Schule, an der die Jugendlichen damals auch ihren Moped-, Motorrad- oder Traktorenführerschein bei ihm ablegen konnten. „Wir waren als Kollegium wie eine Familie.“ Auch ehemalige Schüler, zu denen er noch Kontakt hat, denken gern an die gemeinsame Zeit zurück.
Am Gemeinschaftsgefühl hat sich nach der Wende kaum etwas geändert, an der Schule selbst schon. „Es war ein Sprung ins kalte Wasser“, sagt Jutta Ziegler, die ab 1991 als Direktorin das Ruder in die Hand nahm. Die ehemalige POS musste ausgeräumt und entsprechend umgestaltet werden, um ausschließlich als Grundschule genutzt zu werden. „Jeder Tag war neu und spannend“, meint Jutta Ziegler rückblickend.
Spannend war es auch in der Amtszeit von Silvia Wollmann ab 1998. Wahrscheinlich mehr, als ihr und ihren Mitstreitern lieb war: Nachdem im Winter 2011 nach Schneefall das Tauwetter eingesetzt hatte, waren die Wasserschäden an der Schule so groß, dass Schüler und Lehrer das Gebäude verlassen und zwischenzeitlich in Räume der Grundschule Pfeilergraben und der Adam-Olearius-Schule ziehen mussten. „Aber die Eltern wollten, dass die Schule nicht in Vergessenheit gerät“, berichtet Silvia Wollmann. Sie haben gemeinsame Arbeitseinsätze und Grillnachmittage auf dem Gelände in Mehringen organisiert „und immer hinter uns gestanden“. Nach der Sanierung ging es 2015 zurück, 2021 folgte die neue Turnhalle. Kurz darauf hat sich Silvia Wollmann in den Ruhestand verabschiedet und die Schulleitung an Christina Görsch übergeben.
Die jetzige Direktorin konnte bei den Feierlichkeiten neben zahlreichen Glückwünschen auch einige Spenden entgegennehmen, etwa von der Stadt Aschersleben, dem Mehringer Ortschaftsrat und der Salzlandsparkasse. Das Geld werde in das neueste Bauprojekt fließen, sagt sie, einen Sandkasten mit Sonnensegel. Einen Gutschein für neue Pflanzen gab es von Drohndorfs Ortsbürgermeisterin Sabine Herrmann, die ab 1984 selbst in Mehringen zur Schule gegangen war. „Gemeinschaft wurde hier immer großgeschrieben“, erinnert sie sich. Für die Zukunft wünscht sie ihrer alten Schule weiterhin „Räume voller Lachen, Freude und Ehrgeiz“.
Fröhliche Kinder und Familien gibt es an diesem Nachmittag bei Tombola, Hüpfburg und Alpakas viele. Viertklässlerin Emilia, die mit ihren Freundinnen Lilly und Anna Führungen durch die Schule anbietet, freut sich zwar schon, im nächsten Jahr das Stephaneum zu besuchen. „Aber es wird schwer, woanders hinzugehen.“